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Zsolt SIMON, Universität Eötvös Loránd, Budapest
Die Etymologie von caballus
In der ersten Phase der Untersuchung wird die Grundbedeutung von caballus durch die Textbelege neu bestimmt: ,Arbeitspferd, Nutzpferd', später ,Pferd' und auch später und nur sehr selten ,Wallach'. Im nächsten Schritt werden die einzigen Vorschläge für Etymologie (Kretschmer, Polomé, Huld, Gamkrelidze und Ivanov) überblickt und widerlegt. Die Tafel der verwandten Formen wird auch neu zusammengestellt: sowohl der Volksname der Kabaleis (lydisch aus *ghebhal- ,Kopf, Spitze'), als auch die slawischen Wörter (komon?, kon?: sie haben mit caballus nichts zu tun) werden gestrichen. Wir müssen aber diese Tafel ergänzen: es gibt ein deutsches, mundartliches Wort für Stute, später Gaul ,kobel' (und daraus Rückbildung schwäbisch kob ,Gaul'), das aber eine Entlehnung aus dem Slawischen ist; ein noch nie betrachtetes Wort im Khotansakischen für ,Pferd' kabä; und einen aus den ostseefinnischen Sprachen rekonstruierbaren urgermanischen Stamm für ,Pferd'. Die angeblichen türkischen und neupersischen Verwandten (bei Nehring, Huld und Gamkrelidze & Ivanov) brauchen auch Überprüfung, weil einerseits neupersisch kaval ,mischblütiges, zweitklassiges Pferd > plumpes, langsames Arbeitspferd' bedeutet; andererseits türkisch kevel (nur im Kašgaris Wörterbuch) ,Vollblüter' bedeutet. Es ist also vielmehr wahrsheinlicher, dass das türkische Wort eine türkisch suffigierte Entlehnung aus dem Sakischen ist. Wegen des iranischen *kabal- wenden wir dann zu Herodot und Strabon, die über die plumpen, aber schnellen Zugpferde der im Karpatenbecken wohnenden und mit den Venetern Handel treibenden medischen Sigynnen schreiben. Auch die archäologischen Forschungen bestätigen die Existenz einer skythischen Pferdeart von 7. Jh. v. Chr. an im Karpatenbecken, welche Art wegen der Handlung durch die Veneter auch Italien und Griechenland erreicht. Der Name dieser neuen Pferdeart war auf Medisch oder Ostiranisch *kabala-, das die Lateiner und Griechen übergenommen und suffigiert haben. Wegen der voneinander unabhängigen Existenz eines lateinischen (cabo), eines slawischen (kobyla < *kabon-), eines iranischen (*kaba-) und vermutlich eines germanischen Wortes müssen wir eine indogermanische Wurzel *kab-o-/-on- ,Arbeitspferd' annehmen, das ursprünglich ein Attribut zu equus sein könnte, das man von den verschiedenen und kontaminierten Wurzeln ,fassen, schnappen' (als etwa "gegriffenes ~ eingespanntes Pferd") kaum trennen kann.
Most recent modifications: February 18, 2003 latling@classics.unibo.it Source: Dipartimento di Filologia Classica e Medioevale No rights can be derived from the information on this Internet-page.
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